Sex Education
Dass Sex spontan stattfinden muss, damit er „gut“ sein kann, ist ein weit verbreiteter Mythos, tausendfach in weichgezeichneten, romantischen Filmen und Serien festgehalten. Die rein zufällige und absichtslose sexuelle Begegnungen, entstanden aus plötzlich ausbrechender beidseitiger Leidenschaft.
Dazu ein einfacher Realitätscheck: Wenn wir alle auf Sex warten, bis wir als berufstätige Menschen, die vielleicht einen Haushalt führen, Freunde, Hobbys und obendrein noch Kinder haben, spontan und gleichzeitig Lust auf Sex entwickeln, dann dürfte das in einer langen Durststrecke enden.
Es mag im ersten Moment unromantisch klingen, aber planen wir nicht ganz oft unbewusst Sex, zum Beispiel wenn wir am Wochenende eher Sex haben und nicht zehn Minuten bevor wir ins Büro gehen? Das ist auch ein Planen.
Erinnert euch an euer erstes, zweites oder drittes Date. Auch das war Planung im positivsten Sinne - mit Herzklopfen, Vorfreude, Kribbeln im Bauch, schweißnassen Händen und Vorsatz! Verständlich ist, dass man sich in einer Langzeitpartnerschaft natürlich kennt, Unsicherheit und Nervosität fallen als Nervenkitzel weg. Dessen ungeachtet solltet ihr euch eine Erkenntnis bewahren: Damals hat ein gewisses Maß an Planung dem Sex keinerlei Abbruch getan. Sex kann auch geplant wunderbar funktioneren, wenn man umdenkt - es ist nicht zwingend unromantisch, sondern vielleicht auch eher fest eingeplante Zeit füreinander und miteinander verbringt.
Ob rasiert oder nicht ist vollkommene Geschmackssache. Es ist ein weit verbreitetes Argument für den Kahlschlag: Haarlos ist hygienischer. Aber das stimmt nicht. Bei regelmäßiger Körperpflege ist rasiert oder unrasiert gleich hygienisch.
Jedoch wächst die Fanbase der Intimrasur kontinuierlich an. Es wird epiliert, rasiert und gewachst, bis kein Haar mehr übrig bleibt. Das Bild des glatten Körpers hat sich zu einem gewinnbringenden Schönheitsideal entwickelt. Waxing-Studios listen bis zu 40 Regionen auf, die es vom Körperhaar zu befreien gilt, von der Nase bis hin zur einzelnen Zehe.
Leben da aber nicht Bakterien im Schamhaar? Ja! Aber es leben auch unzählige Bakterien auf unserer Haut, den Händen und im Mund. Bakterien sind nicht per se schlecht, viele brauchen wir sogar zum Überleben.
Schamhaare sind nicht nur ein Überbleibsel der Evolution, sie haben auch heute noch wichtige Funktionen. Sie sind mitverantwortlich für die Produktion von Sexuallockstoffen (Pheromonen) und regulieren die Temperatur in der empfindlichen Intimregion. Zudem wirkt die Behaarung wie ein Schutzschild vor Krankheitserregern, Schmutz, Fremdkörpern und Geschlechtskrankheiten allgemein. Hautverletzungen infolge einer Rasur können sich zusätzlich zu einem Eintrittstor für Bakterien verwandeln und schlimmstenfalls Entzündungen oder Infektion fördern.
Sex ist so viel mehr als Penetration!
Beim Sex ohne Penetration findet die Stimulation außerhalb statt, mit streicheln, oral, knutschen, im Talk oder oder oder.
Was es bringt, wenn ihr das routinierte Weltbild erweitert und Sex nicht mit Penetration gleichsetzt? Na ja… es kann ja immer hilfreich sein, mehrere Werkzeuge in der Werkzeugkiste zu haben. Irgendwann schleichen sich bei den meisten Paaren Routinen ein, gefolgt von Monotonie und Erwartung an die eigene Performance. Ohne das bekannte Penetrieren müsst ihr euch mal andere Wege ausdenken und aus Routine wird wieder ein ganz intensives und leidenschaftliches Spüren, ohne Leistungsdruck, sondern mit Lust am ganzen Körper und an allen Berührungen.
Es kann viele Gründe geben, warum man wenig Sex hat z.B. Stress im Job, Stress im Leben, Trauer und so weiter.
Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass es einen Zusammenhang zwischen Häufigkeit von Sex und allgemeiner Lebenszufriedenheit geben - aber selbst da kommt raus, dass einmal die Woche reicht. Bei einmal Sex pro Woche berichteten die Befragten, dass sie zufrieden waren mit ihrem Leben. Mehr Sex pro Woche hat nicht zu einer höheren Zufriedenheit geführt.
Eine zeitweise verringerte Lust auf Sex kann viele Gründe haben.
Asexualität ist aber eine sexuelle Orientierung. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 1 % der Menschen asexuell orientiert sind.
Asexuelle können übrigens homo, hetero, bi, pan sein. Ausschlaggebend ist, dass Asexuelle kein Bedürfnis nach Sexualität haben und keine sexuelle Lust oder Erregung verspüren beziehungsweise nicht das Hochgefühl beim Orgasmus haben. Manche haben aber trotzdem Sex. Zum Beispiel in einer Partnerschaft der anderen Person zuliebe. Oder zum Kinder zeugen.
Der Anspruch an eine Beziehung sollte nicht ununterbrochenes Glück sein. Streit in der Beziehung bedeutet nicht das Ende der Liebe! Im Gegenteil: Beziehungen verlangen nach einem vertrauensvollen Umgang und nach Offenheit, das gilt ebenfalls für eine gesunde Streitkultur innerhalb der Beziehung. Ein respektvoller Streit hat die Gelegenheit im Gepäck, die Luft wie nach einem Gewitter zu reinigen und ihr lernt einander noch besser zu verstehen. Wissenschaftler*innen haben beobachtet, dass das Aus-dem-Weg-Gehen von Konflikten in der Partnerschaft zu noch mehr und langfristigem Stress führt.
Ausschlaggebend ist also nicht ob man streitet, sondern wie man streitet.
Wer Gefühle zurückhält und sich einer Aussprache entzieht, füttert sein eigenes Stresslevel und lässt seine mentale Gesundheit verhungern. Aufgestaute Wut über “runtergeschluckte” Konflikte befeuert die körpereigene Cortisol- und Adrenalinproduktion und kann mitunter zu Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsproblemen und sogar Depressionen führen.
Es ist ein gefährlicher Irrtum, die Beziehung als eine dauerhafte Möglichkeit zu betrachten, dass der andere Mensch uns in allen Belangen glücklich macht. Der Wunsch, dass die Beziehung viele unserer Bedürfnisse erfüllt, ist legitim. Den Wunsch nach einer Seelenverwandtschaft, eines Sport- oder Meditationsbuddys, eines Schutzschilds und einer therapeutischen Anlaufstelle auf nur eine Person zu projizieren, kann niemand erfüllen. Es ist eine nicht zu handelnde Last, unter der nicht nur eine Person leidet sondern die gemeinsame Beziehung. Glück und Zufriedenheit kommen in erster Linie aus einem selbst. Sich selbst zu lieben, zu respektieren und zu schätzen ist ein Job, den nur nur wir selbst übernehmen können. Jeder muss das für sich selbst können, um gemeinsam glücklich zu sein. Je mehr wir uns dieser Tatsache bewusst sind, desto freier und leichtfüßiger bewegen wir uns in der Beziehung.